Login
Inhaltsverzeichnis
Die Scheidungskonvention - Das sollten Sie wissen
7
 Minuten Lesedauer

Die Scheidungskonvention - Das sollten Sie wissen

No items found.
Inhaltsverzeichnis

Die Scheidungskonvention gibt Ihnen die Möglichkeit, Regelungen über die Nebenfolgen der Scheidung zu treffen. Wichtige Folgen sind wirtschaftlicher Natur, oder, wenn Kinder aus der Ehe hervorgegangen sind, jene, welche die Kinderbelange betreffen. 

Im nachfolgenden Artikel erfahren Sie, was Sie alles in einer Scheidungskonvention regeln sollten und was Sie dabei beachten müssen.

Die Scheidungskonvention - Das sollten Sie wissen

Was ist eine Scheidungskonvention?

Eine Scheidungskonvention wird umgangssprachlich auch Scheidungsvereinbarung genannt. Als scheidungswilliges Ehepaar haben Sie die Möglichkeit, sich gemeinsam über die Scheidungsnebenfolgen zu einigen. Sie können diese Scheidungsvereinbarung gleichzeitig mit dem Scheidungsantrag bei Gericht einreichen, wenn es sich um eine Scheidung auf gemeinsames Begehren handelt.

💡Bei einer Scheidungsklage entscheidet das Gericht über die Scheidungsfolgen.

Was kann man mit einer Scheidungskonvention regeln?

Wie bereits erwähnt, bringt eine Scheidung wirtschaftliche Folgen und, wenn vorhanden, Folgen für die Kinder mit sich. Mit der Scheidungskonvention können Sie nachfolgende Bereiche selbst regeln:

Die Familienwohnung

Das Gesetz sieht vor, dass das Recht auf Verbleib in oder Nutzung der Familienwohnung bei jener Person , die bspw. wegen der Kinder oder aus persönlichen Gründen darauf angewiesen ist.

Die Vermögensaufteilung

Gemäss Gesetz geschieht die Aufteilung des ehelichen Vermögens entsprechend dem bei der Heirat gewählten Güterstand. Man spricht in diesem Kontext auch von der güterrechtlichen Auseinandersetzung.

Der Vorsorgeausgleich

Die während der Ehe erworbenen Vorsorgemittel werden grundsätzlich ausgeglichen.

Der nacheheliche Unterhalt

Das Schweizer Recht geht nach einer Scheidung vom Prinzip der Eigenversorgung aus. Unter bestimmten Umständen kann jedoch Anspruch auf nachehelichen Unterhalt bestehen.

Das Sorgerecht für Kinder

Im Normalfall ändert eine Scheidung nichts am Sorgerecht. Das bedeutet, dass das Sorgerecht auch nach einer Scheidung von beiden Eltern gemeinsam ausgeübt wird. In Situationen, der dauernden Kommunikationsunfähigkeit und Kindeswohlgefährdung ist es jedoch möglich, dass das Sorgerecht nur einem Elternteil zugesprochen wird.

Das Besuchsrecht der Kinder

Kinder haben das Recht auf regelmässigen Kontakt mit ihren Eltern, wenn keine schwerwiegenden, das Kindeswohl gefährdende Gründe dagegen sprechen. Die Kinder können auf eigenen Wunsch hin (und wenn es die Wohnsituation zulässt) abwechselnd bei den Eltern wohnen. 

Der Kindesunterhalt

Trotz eines gemeinsamen Sorgerechts, wird es in der Regel einen Elternteil geben, der vorwiegend auf die Kinder aufpasst. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Obhut. Der Obhutsinhaber trägt durch die Betreuung zum Kindesunterhalt bei. Der andere Elternteil ist bis mindestens zur Volljährigkeit zu sogenannten Unterhaltszahlungen verpflichtet und trägt so auch zum Kindesunterhalt bei.

💡Grundsätzlich können Sie die Scheidungskonvention selbst verfassen. Da es jedoch gewisse Dinge gibt, die zu beachten sind, empfehlen wir Ihnen, die Vereinbarung von einem Spezialisten/ einer Spezialistin überprüfen zu lassen. 

💡Besteht Konfliktpotenzial bei der Ausarbeitung der Scheidungskonvention, ist der Beizug einer Mediatorin/ eines Mediators oftmals von grossem Nutzen. Die besonders geschulte Person kann dabei helfen, Kompromisse zu finden oder Lösungen aufzuzeigen, an die so vielleicht noch gar nicht gedacht wurden.

Weitere Informationen zum Kindesunterhalt finden Sie hier.

Teilkonvention

Neben der vollständigen Einigung über die Scheidungsfolgen gibt es Fälle, in welchen sich die Noch-Ehegatten nicht über alle Nebenfolgen einigen können. In diesem Fall kann eine sogenannte Teilkonvention eingereicht werden. Das Gericht regelt dann die Belange, über welche keine Einigkeit erzielt werden konnte.

Was muss inhaltlich in der Scheidungskonvention enthalten sein?

Da jede Ehe einzigartig ist, sind auch die Bedürfnisse und die zu regelnden Scheidungsnebenfolgen nicht identisch. Das führt dazu, dass Scheidungskonventionen unterschiedlich aussehen. Wir haben Ihnen die wichtigsten Inhalte, die nicht vergessen gehen sollten, zusammengestellt:

Personalien

Die Personalien der Noch-Ehegatten müssen vollständig sein. Das bedeutet, dass die Scheidungskonvention Name, Vorname, Geburtsdatum, Strasse, PLZ und Ort beider Personen beinhalten muss.

Güterrechtliche Auseinandersetzung

Bei einer Scheidung muss das Vermögen unter den Ehegatten aufgeteilt werden. Je besser die finanziellen Verhältnisse, desto mehr Bedeutung erhält dieser Punkt. Die Aufteilung unterscheidet sich je nach gewähltem Güterstand. 

Kinderbelange

Sind aus der Ehe ein oder mehrere Kinder entsprungen, gibt es verschiedene Aspekte zu regeln. Wenn Sie sich über die Kinderbelange einigen können, sind folgende Elemente wichtig festzuhalten: 

  • Inhaber der elterlichen Sorge (gemeinsam oder nur ein Elternteil)
  • Obhuts- und Betreuungsverhältnis
  • Besuchsrecht
  • Kindesunterhalt/Alimente

💡Gerade wenn es um Kinder geht, ist es ratsam, einen Anwalt/ eine Anwältin oder einen Mediator/ eine Mediatorin beizuziehen, damit eine einvernehmliche und möglichst dem Kindeswohl entsprechende Lösung gefunden werden kann. Kinder leiden nachweislich besonders unter Scheidungen und deshalb ist es wichtig, gerade in diesen Punkten, wenn möglich, Konflikte zu vermeiden.

Weitere Informationen zu Scheidungen mit Kindern finden Sie hier.

Familienwohnung

Meist leben die Eheleute während der Ehe gemeinsam zur Miete oder verfügen über Wohneigentum. Mit der Scheidung muss nun geklärt werden, wer in der Wohnung/ im Haus verbleibt, oder ob das Wohneigentum verkauft wird. 

Nachehelicher Unterhalt

Sie können als Ehepaar gemeinsam darüber entscheiden, ob eine Person aus bestimmten Gründen Anspruch auf nachehelichen Unterhalt hat. Kommen Sie zum Schluss, dass dem so ist, ist es wichtig festzuhalten, für wie lange dies gilt und wie viel jemand erhält.

💡 Das Gesetz sieht vor, dass die geschiedenen Eheleute grundsätzlich für den eigenen Unterhalt selbst aufkommen müssen. Nur, wenn sich eine Person nicht selbst versorgen kann, wird vom Gericht nachehelicher Unterhalt zugesprochen. Wenn Sie mehr über die Gründe für die fehlende Eigenversorgungsmöglichkeit wissen möchten, und ob Sie Anspruch darauf hätten, beraten Sie unsere auf Scheidungsrecht spezialisierten Anwälte/ Anwältinnen gerne.

Vorsorgeausgleich

Unter diesem Abschnitt sollten Sie die Guthaben der 1., 2. und 3. Säule auflisten und vereinbaren, wie Sie die berufliche Vorsorge aufteilen.

💡Das Gesetz sieht grundsätzlich folgende Regelung vor:

  1. Säule: Teilung und hälftige Anrechnung der in der ehe bezahlten Beiträge
  2. Säule: Aufteilung der während der Ehe angehäuften Austrittsleistung
  3. Säule: Aufteilung der Ersparnisse nach Güterrecht

Prozesskosten

Sie haben die Möglichkeit, die Prozesskosten gemeinsam zu tragen oder festzuhalten, dass beispielsweise beide Parteien die jeweiligen Parteikosten tragen und eine Partei die Prozesskosten übernimmt . 

Wann ist eine Scheidungskonvention sinnvoll und warum?

Wie bereits erwähnt, ist eine Scheidungskonvention nur möglich, wenn sich beide Eheleute über die Scheidung einig sind und die Scheidung auf gemeinsames Begehren einreichen. Da in dieser Vereinbarung Punkte geregelt werden, die Ihr gesamtes Leben betreffen, empfehlen wir Ihnen, wenn möglich, einvernehmliche Regelungen herbeizuführen. Erfahrungsgemäss sind solche Vereinbarungen viel nachhaltiger und besser akzeptiert als rechtliche Entscheide über die Nebenfolgen. Ein weiterer Vorteil einer einvernehmlichen Scheidungsvereinbarung ist die Zeit- und Kostenersparnis. Je vollständiger die Scheidungskonvention, desto geringer der gerichtliche Aufwand. 

Genehmigungsverfahren der Scheidungskonvention

Einvernehmliche Scheidung mit vollständiger Einigung

In diesem Fall sind sich die Ehegatten sowohl über die Scheidung als auch über alle Nebenfolgen einig

Das Scheidungsverfahren wird eingeleitet durch das Einreichen des Scheidungsbegehrens, der Scheidungskonvention und der Unterlagen, welche die persönlichen und finanziellen Verhältnisse belegen. Anschliessend erfolgt die gerichtliche Anhörung. Dabei wird einerseits überprüft, ob der Scheidungswille unbeeinflusst und wohlüberlegt zustande gekommen ist und andererseits wird die Konvention Punkt für Punkt überprüft und allenfalls ergänzt. 

☝️Das Gericht darf die von Ihnen vorgeschlagene Konvention nur ablehnen, wenn sie offensichtlich unangemessen ist. Ausgenommen davon sind jene Aspekte, welche die Kinderbelange betreffen. Hier muss das Gericht von Amtes wegen abklären, ob die getroffene Regelung auch wirklich dem Kindeswohl entspricht.

Teileinigung

In diesem Fall sind sich die Ehegatten über die Scheidung einig. Teilweise oder vollständig uneinig sind sie jedoch bezüglich der Scheidungsfolgen. Diesfalls ist das Gericht zuständig, die strittigen Punkte zu klären. 

Das Scheidungsverfahren wird eingeleitet durch das Einreichen des Scheidungsbegehrens, der Scheidungskonvention (sofern vorhanden) und der Unterlagen, welche die persönlichen und finanziellen Verhältnisse belegen. Weiter ist eine ausdrückliche Erklärung an das Gericht notwendig, dass das Gericht über die strittigen Scheidungsfolgen entscheiden soll. Anschliessend erfolgt die gerichtliche Anhörung. Dabei wird einerseits überprüft, ob der Scheidungswille unbeeinflusst und wohlüberlegt zustande gekommen ist und andererseits wird eine allfällige Konvention Punkt für Punkt überprüft und allenfalls ergänzt. Das Gericht versucht die strittigen Punkte in der 1. Anhörung zu klären und eine Lösung zu finden. Wenn dies nicht gelingt, werden die restlichen Scheidungsfolgen im kontradiktorischen Verfahren ermittelt. Das bedeutet, dass nun zwei Parteien gebildet werden, die sich zu den Scheidungsfolgen äussern müssen. In einer Vergleichsverhandlung wird nun versucht, eine Einigung herbeizuführen. Ist das nicht möglich, entscheidet das Gericht über die strittig gebliebenen Punkte.

Wann wird eine Scheidungskonvention nicht zugelassen?

Zu den häufigsten Gründen für eine Verweigerung der Scheidungskonvention gehören gesetzeswidrige Klauseln/ Formulierungen, massiv ungleiche Behandlung eines Partners oder Regelungen, welche das Kindeswohl verletzen. 

Es ist wichtig zu erwähnen, dass das Gericht über einen gewissen Spielraum verfügt bei der Angemessenheitsprüfung. Kleinere Ungleichheiten zwischen den beiden Partnern führen nicht automatisch zur Verweigerung. Beim Kindeswohl gilt hingegen die sogenannte Offizialmaxime. Das bedeutet, dass Sie zwar Vorschläge machen können, das Gericht den Sachverhalt jedoch von Amtes wegen auch abklären und dann entsprechend dem Kindeswohl entscheiden muss. Es ist daher sinnvoll, bei der Erarbeitung einer Scheidungskonvention zumindest beratungs halber fachliche Unterstützung beizuziehen.

Kann eine Scheidungskonvention geändert oder gelöscht (widerrufen) werden?

Ja, Sie können bis zur Anhörung die Scheidungskonvention jederzeit ändern oder widerrufen, ohne Gründe dafür anzugeben. Es reicht, wenn Sie dies dem Gericht schriftlich mitteilen. Unter gewissen Umständen ist auch nach der Genehmigung eine Änderung möglich, beispielsweise um Unterhaltszahlungen neu zu regeln.

Ist anwaltliche Unterstützung notwendig?

In der Schweiz gibt es keine Anwaltspflicht für sich scheidende Paare. Es ist möglich, die Scheidungskonvention ohne juristische Unterstützung auszuarbeiten und sie wird bei vereinzelten Fehlern auch nicht automatisch abgelehnt, da das Gericht die Möglichkeit hat, die Konvention zusammen mit Ihnen zu ergänzen.

Wir empfehlen Ihnen jedoch, sich vor der Ausarbeitung der Scheidungskonvention mit einem Scheidungsanwalt/ einer Scheidungsanwältin zusammenzusetzen und gemeinsam mit ihm oder ihr die verschiedenen Folgen, die eine Scheidung mit sich zieht, zu besprechen. Eine Fachperson kann Ihnen dabei helfen, dass einerseits der Scheidungsantrag und die Scheidungskonvention angemessen und fair ist und Sie andererseits Ihre Rechte und Pflichten kennen. Zudem laufen Sie nicht in Gefahr, dass die Scheidungskonvention wider Erwarten doch abgelehnt wird oder zumindest geändert werden muss. Das verringert die Gerichtsverhandlung und auch die Kosten.

Kostenlos Fall anmelden und passenden Anwalt für Scheidungsrecht finden

Schnelle Rückmeldung
Einfach, transparent & unverbindlich
Keine aufwendige Suche
1
Fall beschreiben
2
Rückmeldungen erhalten
3
Beraten lassen
4
Kostenlos Fall anmelden

Antworten auf Ihre Fragen

Was ist eine Scheidungskonvention bzw. Scheidungsvereinbarung?
Was sind die Vorteile einer Scheidungskonvention?
Was sind die Voraussetzungen für eine Scheidungskonvention?
Kann ich die Scheidungskonvention ändern oder löschen?