Von der Busse bis zur Freiheitsstrafe: Ein Überblick über die Strafen in der Schweiz

Strafrechtliche Sanktionen spielen eine wichtige Rolle in der Schweizer Justiz. Sie dienen dazu, Personen, die gegen das Gesetz verstossen haben, zu bestrafen, zu rehabilitieren und gleichzeitig die Gesellschaft zu schützen. Doch welche Arten von Strafen gibt es in der Schweiz und wie werden sie durchgesetzt? In diesem Artikel werden wir einen detaillierten Blick auf die strafrechtlichen Sanktionen in der Schweiz werfen.

Strafrechtliche Sanktionen

Das Schweizer Strafrecht kennt zwei Arten von strafrechtlichen Sanktionen, die nach einem Urteil verhängt werden können: Strafen und Massnahmen.

Strafen

In der Schweiz können Übertretungen, Vergehen und Verbrechen strafrechtlich geahndet werden. Je nach Straftat sind dementsprechend verschiedene Arten von Strafen vorgesehen. Dazu gehören die Busse, Geldstrafe, Freiheitsstrafe und alternative Vollzugsformen. 

Bussen

Die Busse ist eine Strafe in Form einer fixen Geldsumme. Anders als bei der Geld- oder Freiheitsstrafe gibt es keine “bedingte” Busse. Das bedeutet, dass die Busse in jedem Fall bezahlt werden muss. Wird eine Busse nicht bezahlt, wird in der Regel bereits im Urteil eine Ersatzfreiheitsstrafe zwischen einem Tag und maximal drei Monaten festgelegt.

Geldstrafe

Bei der Geldstrafe handelt es sich um einen Geldbetrag, der sich aus einer bestimmten Anzahl Tagessätzen zusammensetzt. 

• Die Anzahl der Tagessätze hängt von der Straftat ab
• Die Höhe des einzelnen Tagessatzes ist abhängig von den persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen im Urteilszeitpunkt

💡Geldstrafen können bedingt oder unbedingt ausgesprochen werden. Bedingte Geldstrafen werden meist mit einer Busse verhängt.

☝️Das Gericht legt fest, wie lange die verurteilte Person Zeit hat, um die Strafe zu bezahlen. Kommt diese Person der Leistung der Geldstrafe nicht nach und ist eine Betreibung erfolglos, dann muss sie pro Tagessatz einen Tag ins Gefängnis und eine Freiheitsstrafe verbüssen.

Freiheitsstrafe

Bei der Freiheitsstrafe handelt es sich um eine Strafe, welche die Bewegungsfreiheit der betreffenden Person während einer gewissen Zeit einschränkt. Freiheitsstrafen können bedingt oder unbedingt ausgesprochen werden oder treten an die Stelle einer Busse oder Geldstrafe, falls diese nicht bezahlt werden kann.

Alternative Vollzugsformen

Verurteilten Personen steht es frei, anstelle einer unbedingten Strafe in einer Vollzugssituation zu vollziehen, um eine alternative Vollzugsform zu ersuchen. Damit eine solche Lösung in Frage kommt, müssen die Vollzugsbedingungen erfüllt sein. Es wird zwischen gemeinnütziger Arbeit, Electronic Monitoring und der Halbgefangenschaft unterschieden.

Massnahmen

Das Strafgesetz unterscheidet zwischen therapeutischen und sichernden Massnahmen. Während therapeutische Massnahmen zur Anwendung kommen bei behandelbaren psychischen Störungen oder Krankheiten, zielen sichernde Massnahmen darauf ab, die Gesellschaft dauerhaft vor der straffälligen Person zu schützen.

Therapeutische Massnahmen

Therapeutische Massnahmen können zusätzlich zur Strafe oder anstelle einer Strafe angeordnet werden. Mit einer Massnahme soll einerseits dem Sicherheitsbedürfnis der Öffentlichkeit und andererseits dem Behandlungsbedarf der straffälligen Person Rechnung getragen werden. Es wird zwischen stationären und ambulanten Massnahmen und Massnahmen für junge Erwachsene unterschieden.

Stationäre Massnahmen 

Zweck einer stationären therapeutischen Massnahme ist die Verhinderung des Rückfallrisikos durch angemessene Behandlung und Betreuung der verurteilten psychisch kranken, suchtmittelabhängigen oder in der Persönlichkeitsentwicklung gestörten Person und Schutz der Bevölkerung. Im Gegensatz zur ambulanten Massnahme, erfolgt die stationäre Massnahme in einem stationären Setting. Das heisst, dass diese Behandlung freiheitsentziehend ist.

Ambulante Massnahmen

Die ambulante Behandlung wird angeordnet, wenn die Strafe allein nicht ausreichend ist, um die verurteilte Person von der Begehung weiterer Straftaten abzuhalten und eine stationäre Massnahme nicht verhältnismässig ist. Sie wird in der Regel bei psychischen Störungen oder einer Suchtmittelproblematik entweder vollzugsbegleitend oder unter Aufschub der Freiheitsstrafe angeordnet.

Massnahmen für junge Erwachsene

Massnahmen für junge Erwachsene können angeordnet werden, wenn die straffällige Person im Tatzeitpunkt zwischen 18 und 25 Jahre alt, in der Persönlichkeitsentwicklung erheblich gestört ist und die Straftat(en) mit der Persönlichkeitsentwicklung in Zusammenhang stehen. Für solche Behandlungen sind oftmals spezifische Einrichtungen vorgesehen.

Sichernde Massnahmen

Wenn eine Freiheitsstrafe oder therapeutische Massnahme nicht geeignet ist, die Gefahr weiterer Straftaten zu verhindern, können sichernde Massnahmen angeordnet werden. Die häufigste sichernde Massnahme ist die Verwahrung. Sie wird vom Gericht zusammen mit einer Freiheitsstrafe angeordnet und beginnt, sobald die Freiheitsstrafe verbüsst ist. 

Wir helfen Ihnen

Ein Anwalt oder eine Anwältin für Strafrecht ist in vielen Fällen unentbehrlich, da er oder sie in der Lage ist, die Interessen des Klienten/ der Klientin bestmöglich zu vertreten. Verstösse gegen das Gesetz können schwerwiegende Konsequenzen haben, wie beispielsweise Geldstrafen, Freiheitsentzug oder andere Massnahmen. Ohne einen kompetenten Strafverteidiger kann es für den Beschuldigten oder die Beschuldigte schwierig sein, seine oder ihre Unschuld zu beweisen oder eine angemessene Strafe zu erhalten. Daher ist es äusserst wichtig, dass die Rechte des Beschuldigten oder der Beschuldigten von Anfang an gewahrt werden und sichergestellt wird, dass die Vorschriften der Strafprozessordnung jederzeit eingehalten werden.